Die schönsten Meisterwerke der Natur
Über dem grünen Vipava-Tal erheben sich das Trnovo-Hochland und das Karsthochland Nanos. Diese beiden Karsthochebenen verzaubern ihre Besucher mit eindrucksvollen Karsterscheinungen. Überall auf den weitläufigen Wiesen und in den Tiefen der Wälder dieser Hochebene kann man auf Meisterwerke der Natur treffen, ungewöhnlich geformte Felsen bewundern und mit etwas Glück ein echtes Fossil finden.
Die Geschichte der hiesigen Karstwelt begann schon vor 100 bis 220 Millionen Jahren im Mesozoikum, als im damals hier wogenden Urmeer Gesteine, Kalk und Dolomit entstanden. Ein Großteil des Gesteins im Trnovo-Wald stammt von einem gigantischen Korallenriff, das sich in der Urzeit vom Soča-Tal bis nach Montenegro erstreckte. In diesem Gestein findet man deshalb Fossilien von Muscheln, Schnecken, Korallen und anderen Meeresorganismen. Das Meer ist längst verschwunden, aber die geologischen Verschiebungen hinterließen die heutigen Berge, Hügel und Täler. Überall dort, wo Kalkgestein an der Oberfläche abgelagert ist, entstand eine Karstlandschaft. Kalkgestein wird durch Niederschläge langsam, aber kontinuierlich aufgelöst und die Natur schafft auf diese Weise ein Kunstwerk, wundersame Karsterscheinungen auf der Oberfläche und in den Tiefen der Erde.
Der Trnovo-Wald und das Nanos-Karsthochland wurden von der Natur mit einigen außergewöhnlichen Gebilden, den Karsterscheinungen, beschenkt, die ein kostbares Naturerbe darstellen.
Das Felsenfenster von Otlica
Das beeindruckende und schon von Weitem zu sehende Felsenfenster in der Felswand beim Dorf Otlica entstand durch eine starke tektonische Verschiebung. Die Naturbrücke ist das Ergebnis geologischer Verlagerungen und eine der typischen Karsterscheinungen durch die Verwitterung und Auflösung des Gesteins im Laufe der Jahrmillionen. So erhielt das Felsenfenster mit der Zeit seine heutige Gestalt, die zahlreiche Bewunderer, Spaziergänger und Wanderer an den Rand des Trnovo-Hochlands lockt. Vom Dorf Otlica führt ein bequemer Fußweg zum Felsenfenster. Anspruchsvollere Wanderer können aber auch über schwierigere Wege zu dieser Sehenswürdigkeit hinaufsteigen.
Der gigantischen Napfkarren auf dem Berg Križna gora
Die ovalen Einkerbungen im Fels, die Kamenitzas genannt werden, wurden durch stehende Gewässer in das Gestein erodiert. Sie sind gewöhnlich einige Zentimeter bis zu einem Meter breit. Auf dem Berg Križna gora bei Ajdovščina entstand ein riesiges Exemplar, der Orjaška škavnica (dt. gigantischer Napfkarren), der mehr als zehn Meter lang und etwa fünf Meter breit ist.
Die Karren auf dem Berg Sinji vrh
Typische Karsterscheinungen sind auch die Rinnenkarren, längliche Einkerbungen, die vom Wasser in das Gestein geschliffen wurden. Größere Gebilde dieser Art nennt man Karrenfelder. Besonders schön gebildete, tiefe Karren und auch kleinere Rinnen können Sie an der Hauptstraße von Col nach Predmeja zwischen den Dörfern Gozd und Kovk beim Berg Sinji vrh bestaunen.
Frostlöcher in den Karstsenken
Auf den Karsthochebenen entstanden in der geologischen Vergangenheit viele Dolinen bzw. Senken in verschiedenen Formen und Dimensionen. Zu den größten Dolinen im Trnovo-Wald, die von den Einheimischen lazna genannt werden, gehören die bekanntesten Mala Lazna und Velika Lazna sowie Avška Lazna, Krnica und Smrečje. Sehr tiefe Senken mit steilen Wänden, die durch die Einwirkung von Gletschern entstanden sind, nennt man hier draga. Typische Senken dieser Art sind Mrzla draga, Mojska draga, Smrekova draga und Črna draga. Aufgrund der Tiefe und der spezifischen Form dieser faszinierenden Naturerscheinungen sammelt sich am Boden der Frostlöcher kalte Luft, weshalb es zu einer Temperatur- und Vegetationsinversion kommt. Das größte und bei Weitem bekannteste Frostloch ist Smrekova draga.
Schächte und Eishöhlen
Das Einsickern des Wassers in das durchlässige Gestein brachte eine äußerst interessante Kars-Unterwelt hervor. Im Trnovo-Wald und auf dem Berg Nanos gibt es zahlreiche Schächte, einige davon sind sehr tief. Der tiefste Schacht, der in der Nähe des Dorfes Predmeja entdeckt wurde, reicht sagenhafte 884 m in die Tiefe. Eine seltene Besonderheit in diesem Teil Europas sind die Eishöhlen mit riesigen Mengen ewigem Eis. Am bekanntesten ist die große Eishöhle in Paradana, aus der man einst große Eisblöcke herauslöste um sie zu verkaufen. Die Höhle ist nur bis zum eigentlichen Eingang frei zugänglich. Dort ist die ausgeprägte Vegetationsinversion durch die immerwährend aus der Höhle strömende Kaltluft zu spüren.